Angstgestalten
In einer meiner Schreibzeiten des Kreativen Schreibens, ging es neulich um Gefühle, u.a. um Angst – meine Angst.
Die Schreibaufgabe war: Sei die Angst und schreibe einen SOP (Schreiben ohne Pause), 20 Minuten lang.
Erst hatte ich Widerstände, darüber zu schreiben aber das tolle am intuitiven emotionalen Schreiben ist: Man hört auf seinen ersten inneren Impuls und schreibt einfach drauf los. Der Kopf und der innere Kritiker wird auf die Rückbank gesetzt und alle Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen, die sich zeigen, fließen aufs Papier. Schreiben ohne Pause. Und beobachten, wohin die Reise geht.
Ich bin die Angst
Flatternd, wirbelnd, um mich schlagend. Manchmal hüpfe ich auf und ab, zittere am ganzen Leib. Ja ich bin leibhaftig. Ein Wesen, das sein Unwesen treibt. Ständig in Aufruhr und dann: auf einmal erstarrt.
Was mich antreibt? Ich weiß es oft nicht, bin einfach da, fühle mich unsortiert – ohne Halt und ohne Boden. Einen Grund, eine Daseinsberechtigung habe ich keine – oder doch?
Gefühlt aus alter Zeit, steigt etwas in mir hoch – ein Schreckgespenst, schemenhaft, kaum zu erkennen. Was es ist, weiß ich nicht. Ich weiche zurück, zurück vor mir selbst. Werde übermächtig – verliere fast die Kontrolle. Die muss ich aber behalten – die Kontrolle behalten, über die Situation. Alles entgleitet mir sonst.
Eingehüllt in einen dunklen Mantel, falle ich zu Boden. Über mir wird es hell, Licht erstrahlt und bringt die Welt zum Leuchten. Ich liege erschöpft da und spüre die Wärme des Mantels. Die Kontrolle hat übernommen! Sie regelt alles, passt auf, dass nichts passiert, fügt sich ein in Regeln, Listen und Tabellen. Zwanghaft wie mir scheint – aber für mich überlebensnotwendig. Ohne die Kontrolle gibt es keine Pausen, keine Erholung!
Denn schon wieder treibt mich eine unbändige Kraft an. Ich werfe den Mantel von mir und fange wieder an zu kreisen, zu flattern und zu wirbeln. Auf und ab geht das – ich kann mich nicht stoppen. Dabei bin ich so müde und erschöpft. Anstrengend ist das – so zu leben. Es gibt keinen realen Grund. Wo ist meine Daseinsberechtigung geblieben? Ich weiß es nicht… Es muss sie doch geben – sonst wäre ich nicht hier.
Unkontrolliert flattere ich umher, sehe wieder keinen Ausweg, bis auf einmal: Atem fließt durch mich hindurch und streift meine flatterhaften Bänder. Die sanfte Berührung beruhigt mich. Meine Drehungen und Wirbel werden langsamer.
Sanft falle ich wieder auf den Boden zurück und dieses Mal lege ich mir selbst den Mantel über.
Darüber breitet sich die Entspannung aus und taucht den Raum in warmes Licht. Mein Atem wird ruhiger, das Herzklopfen lässt nach und ich spüre die Anspannung von mir weichen.
Alles wird gut.
Empathie
All unsere als negativ empfundenen Gefühle brauchen unsere Empathie. Auch unsere Ängste. Es gibt Ängste, die Sinn machen, weil sie uns vor Gefahren warnen, und es gibt Ängste, die uns blockieren und uns gefühlt im Wege stehen.
Vertrauen
Um diesen Blogartikel zu schreiben, habe ich mehrere Anläufe gebraucht. Warum? Diese Frage beschäftigt mich….
Vielleicht weil Ängste in meinen Leben früher auch eine größere Rolle gespielt haben. Vielleicht, weil ich weiß, wie schwer es sein kann, Vertrauen zu entwickeln – in die Umwelt – in mich. Vertrauen ist eine Entscheidung und beruht auf Erfahrungen… Um diese Entscheidung treffen zu können, bedarf es einem Gefühl von Sicherheit. Nur wenn ich mich sicher fühle, kann Vertrauen entstehen.
Ohne Vertrauensvorschuss geht es allerdings nicht…Dazu gehört etwas Mut und die entscheidende Motivation, in meinem Leben etwas verändern zu wollen. Die Kontrolle auch mal abgeben und Vertrauen – vor allem und gerade in mich selbst.
Vermeidung
Auch ich weiche meiner Angst gerne mal aus. Angst zu fühlen ist unangenehm, oft verbunden mit negativen Gedanken und körperlicher Anspannung.
Das Bild, das ich dann von ihr habe, ist eher düster und erschreckend. Tatsächlich kann ich mich auch vor meiner eigenen Angst erschrecken.
Was passiert, wenn ich mich meiner Angst mit geöffneten Armen zeige und sie einlade, da zu sein und ihr zuhöre… Wird sie dann vielleicht übermächtig?
Mut
Ich spüre, dass ich dafür Mut brauche. Mut ist der Gegenspieler der Angst. Das eine schließt das andere nicht aus.
Der mutige Teil in mir öffnet neue Wege, andere Sichtweisen und Erfahrungen.
Und dann zeigt sich der ängstliche Teil in mir in veränderter Gestalt – weicher, heller. Aus flatterhaften Bändern werden schwingende, sich im leichten Wind bewegende Stoffe, die ein elfenhaftes zartes Wesen umhüllen. Aus dem dunklen düsteren Mantel wird ein glänzender, fließender Umhang, der die Angst sanft umhüllt.
Quintessenz
Ich habe auch einen SOP mit dem Titel „Ich bin das Vertrauen“ geschrieben. Den möchte ich nicht mit euch teilen. Es verlief etwas anders als mir vorgestellt hatte…
Die Erkenntnis daraus war:
Wo führt mich das hin?
Muss ich das immer wissen?
Vertraue doch einfach mal!
Auf den Punkt gebracht.
In diesem Sinne
Eure Astrid