Angst­ge­stalten

von | 13.12.2024

In einer meiner Schreib­zeiten des Kreativen Schreibens, ging es neulich um Gefühle, u.a. um Angst – meine Angst.

Die Schreib­aufgabe war: Sei die Angst und schreibe einen SOP (Schreiben ohne Pause), 20 Minuten lang.

Erst hatte ich Wider­stände, darüber zu schreiben aber das tolle am intui­tiven emotio­nalen Schreiben ist: Man hört auf seinen ersten inneren Impuls und schreibt einfach drauf los. Der Kopf und der innere Kritiker wird auf die Rückbank gesetzt und alle Gefühle, Gedanken und Körper­emp­fin­dungen, die sich zeigen, fließen aufs Papier. Schreiben ohne Pause. Und beobachten, wohin die Reise geht.

Ich bin die Angst

Flatternd, wirbelnd, um mich schlagend. Manchmal hüpfe ich auf und ab, zittere am ganzen Leib. Ja ich bin leibhaftig. Ein Wesen, das sein Unwesen treibt. Ständig in Aufruhr und dann: auf einmal erstarrt.

Was mich antreibt? Ich weiß es oft nicht, bin einfach da, fühle mich unsor­tiert – ohne Halt und ohne Boden. Einen Grund, eine Daseins­be­rech­tigung habe ich keine – oder doch?

Gefühlt aus alter Zeit, steigt etwas in mir hoch – ein Schreck­ge­spenst, schemenhaft, kaum zu erkennen. Was es ist, weiß ich nicht. Ich weiche zurück, zurück vor mir selbst. Werde übermächtig – verliere fast die Kontrolle. Die muss ich aber behalten – die Kontrolle behalten, über die Situation. Alles entgleitet mir sonst.

 Einge­hüllt in einen dunklen Mantel, falle ich zu Boden. Über mir wird es hell, Licht erstrahlt und bringt die Welt zum Leuchten. Ich liege erschöpft da und spüre die Wärme des Mantels.  Die Kontrolle hat übernommen! Sie regelt alles, passt auf, dass nichts passiert, fügt sich ein in Regeln, Listen und Tabellen. Zwanghaft wie mir scheint – aber für mich überle­bens­not­wendig. Ohne die Kontrolle gibt es keine Pausen, keine Erholung!

Denn schon wieder treibt mich eine unbändige Kraft an. Ich werfe den Mantel von mir und fange wieder an zu kreisen, zu flattern und zu wirbeln. Auf und ab geht das – ich kann mich nicht stoppen. Dabei bin ich so müde und erschöpft. Anstrengend ist das – so zu leben. Es gibt keinen realen Grund. Wo ist meine Daseins­be­rech­tigung geblieben? Ich weiß es nicht… Es muss sie doch geben – sonst wäre ich nicht hier.

Unkon­trol­liert flattere ich umher, sehe wieder keinen Ausweg, bis auf einmal: Atem fließt durch mich hindurch und streift meine flatter­haften Bänder. Die sanfte Berührung beruhigt mich. Meine Drehungen und Wirbel werden langsamer.

Sanft falle ich wieder auf den Boden zurück und dieses Mal lege ich mir selbst den Mantel über.

Darüber breitet sich die Entspannung aus und taucht den Raum in warmes Licht. Mein Atem wird ruhiger, das Herzklopfen lässt nach und ich spüre die Anspannung von mir weichen.

Alles wird gut.

Empathie

All unsere als negativ empfun­denen Gefühle brauchen unsere Empathie. Auch unsere Ängste. Es gibt Ängste, die Sinn machen, weil sie uns vor Gefahren warnen, und es gibt Ängste, die uns blockieren und uns gefühlt im Wege stehen.

Vertrauen

Um diesen Blogar­tikel zu schreiben, habe ich mehrere Anläufe gebraucht. Warum? Diese Frage beschäftigt mich….

Vielleicht weil Ängste in meinen Leben früher auch eine größere Rolle gespielt haben. Vielleicht, weil ich weiß, wie schwer es sein kann, Vertrauen zu entwi­ckeln – in die Umwelt – in mich. Vertrauen ist eine Entscheidung und beruht auf Erfah­rungen… Um diese Entscheidung treffen zu können, bedarf es einem Gefühl von Sicherheit. Nur wenn ich mich sicher fühle, kann Vertrauen entstehen.

Ohne Vertrau­ens­vor­schuss geht es aller­dings nicht…Dazu gehört etwas Mut und die entschei­dende Motivation, in meinem Leben etwas verändern zu wollen. Die Kontrolle auch mal abgeben und Vertrauen – vor allem und gerade in mich selbst.

Vermeidung

Auch ich weiche meiner Angst gerne mal aus. Angst zu fühlen ist unangenehm, oft verbunden mit negativen Gedanken und körper­licher Anspannung.

Das Bild, das ich dann von ihr habe, ist eher düster und erschre­ckend. Tatsächlich kann ich mich auch vor meiner eigenen Angst erschrecken.

Was passiert, wenn ich mich meiner Angst mit geöff­neten Armen zeige und sie einlade, da zu sein und ihr zuhöre… Wird sie dann vielleicht übermächtig?

Mut

Ich spüre, dass ich dafür Mut brauche. Mut ist der Gegen­spieler der Angst. Das eine schließt das andere nicht aus.

Der mutige Teil in mir öffnet neue Wege, andere Sicht­weisen und Erfahrungen. 

Und dann zeigt sich der ängst­liche Teil in mir in verän­derter Gestalt – weicher, heller. Aus flatter­haften Bändern werden schwin­gende, sich im leichten Wind bewegende Stoffe, die ein elfen­haftes zartes Wesen umhüllen. Aus dem dunklen düsteren Mantel wird ein glänzender, fließender Umhang, der die Angst sanft umhüllt.

Quint­essenz

Ich habe auch einen SOP mit dem Titel „Ich bin das Vertrauen“ geschrieben. Den möchte ich nicht mit euch teilen. Es verlief etwas anders als mir vorge­stellt hatte…

Die Erkenntnis daraus war:

Wo führt mich das hin?

Muss ich das immer wissen?

Vertraue doch einfach mal!

Auf den Punkt gebracht.

In diesem Sinne
Eure Astrid

Astrid Banko
Astrid Banko
Heil­prak­ti­kerin für
Psy­cho­the­rapie